Biografie im Erinnerungsportal, kein Stolperstein vorhanden
Jacob Schweitzer, *1899
1937 Flucht Belgien, 1940 Flucht Frankreich, 1942 Auschwitz, 1945 KZ Buchenwald ermordet 4.3.1945
Contrescarpe 145
Bremen-Mitte
Jacob Schweitzer
Jacob Schweitzer wurde am 16.7.1899 in Frankfurt/Main geboren. Sein Vater war Alfred Schweitzer (gest. 1926), seine Mutter Suzette Schweitzer, geb. Cahn. Er war mit Bella Schubach verheiratet, die zum Zeitpunkt seiner Anmeldung in Bremen in New York lebte, wie auch seine Mutter. Das Ehepaar lebte getrennt. Seine spätere Verlobte gab an, dass er in den USA wohne, aber deutscher Staatsangehöriger sei und jährlich einmal nach Deutschland käme, um das Grab seines Vaters zu besuchen. Von 1917 bis 1918 nahm er als Soldat am Ersten Weltkrieg teil.
Am 28.7.1936 zog er, aus Hamburg kommend, nach Bremen zu seiner Tante in der Contrescarpe 145. Als Beruf gab er Kaufmann an, war aber als Schiffskoch tätig. Noch 1935 befand er sich auf einer Fahrt nach Amerika. Am 24.11.1936 meldete er sich nach Kopenhagen ab, blieb aber weiter "illegal" in Bremen wohnen. 1937 emigrierte er nach Belgien.
Er verlobte sich am 12.2.1935 mit Agnes Kracke (geb. 1911 in Bremen). Eine Heirat war wegen der bestehenden Ehe nicht möglich. Am 22.11.1937 verließ Agnes Kracke Bremen und zog zu ihrem Verlobten nach Antwerpen. Ihre gemeinsame Tochter Monica kam am 29.11.1937 dort zur Welt.
Am 28.3.1940 wurde Jakob Schweitzer im Camp Marchin, 45 km südwestlich von Lüttich, interniert. Am Tag nach der Besetzung Belgiens (10.5.1940) beschloss der Direktor des Camps, alle Flüchtlinge nach Frankreich zu evakuieren. In Auschwitz gab Schweitzer an, am 12.5.1940 in Beauvais/Nordwest-Frankreich verhaftet worden zu sein. Spätestens seit Anfang 1941 befand er sich im Internierungslager in Gurs/Südfrankreich. Dort erkrankte er schwer, berichtete aber im Mai 1942, dass es ihm jetzt wieder besser gehe. Im Juli 1942 befand er sich im Camp de Récébédou (Nähe Toulouse). Am 8.8.1942 stand er auf der Abgangsliste dieses Lagers. Seine Deportation in das Vernichtungslager Auschwitz ist ab Drancy/Paris am 14.8.1942 dokumentiert.
Im Februar 1943 meldete er sich aus Jawischowitz (Jawiczowice), einem Außenlager des KZ Auschwitz, er sei jetzt schon sechs Monate hier und arbeite in der Grube. Daraus lässt sich schließen, dass er unmittelbar nach seiner Ankunft in Auschwitz in dieses Außenlager weitergeleitet wurde. Das Lager wurde im August 1942 eingerichtet. Ein Teil der Häftlinge war im Bergwerk Brzeszcze-Jawischowitz für die Kohleförderung eingesetzt. Eine weitere Karte erreichte die Mutter seiner Verlobten im August 1943. Er sei weiterhin "gesund und munter", das "Paketchen" habe er noch nicht erhalten. Im Januar 1945 wurde das Lager geschlossen.
Am 22.1.1945 wurde Jacob Schweitzer aus Auschwitz kommend im KZ Buchenwald registriert. Er wurde in das Außenlager Ohrdruf überstellt, wo er am 4.3.1945 ermordet wurde.
Nach der Internierung ihres Verlobten floh auch Agnes Kracke mit ihrer Tochter zunächst nach Frankreich und kehrte 1940 wieder nach Bremen zurück.
Aufgrund seines nur vorübergehenden Aufenthalts in Bremen wird derzeit hier kein Stolperstein verlegt.
Peter Christoffersen (2025)
Informationsquellen:
StA Bremen Akte 4,54-E2154, Einwohnermeldekartei
Arolsen Archives
Gedenkbuch Bundesarchiv
United States Holocaust Memorial Museum, www.ushmm.org
Memorial de la Shoa, France
Weitere Informationen:
Glossarbeitrag Auswanderung
Glossarbeitrag Gurs
Glossarbeitrag Drancy

Erinnerungsportal | Biografie


