Biografie im Erinnerungsportal, kein Stolperstein vorhanden
Kurt Hertz, *1909
1940 KZ Sachsenhausen, ermordet
Bremen-Neustadt
ehemalige Straßenbezeichnung: Werderstraße 23
Kurt Hertz
Kurt Hertz wurde am 29.8.1909 in Beckum als Sohn von Sally (1874-1937) und Jeanette Hertz, geb. Windmöller, geboren. Das Ehepaar Hertz hatte vier weitere Kinder: Grete (geb. 1904, gest. in USA), Hilde (geb. 1906, gest. in 1961 in Münster), Erna (geb. 1907; Emigration Brasilien) und Robert (geb. 1915, ermordet in Riga). Durch seine Heirat trat Kaufmann Sally Hertz als Geschäftsinhaber die Leitung des in Beckum traditionsreichen Geschäftes "S.A. Windmüller jun." an, das von dem Großvater seiner Ehefrau gegründet worden war und dessen Namen trug. Das Geschäft befand sich im Haus Oststraße 13, das der Familie Hertz gehörte und von ihr auch bewohnt wurde.
Kurt Hertz war evangelisch getauft, wurde aber später gemäß nationalsozialistischen Gesetzen zum „Rassejuden“ erklärt und musste den Namenszusatz „Israel“ tragen. Als seine Berufe werden Handlungsgehilfe und Makler angegeben.
Im Oktober 1932 kam Kurt Hertz nach Bremen und lebte dort bis 1937 für jeweils sehr kurze Zeit an verschiedenen Orten. Unterbrochen wurde die Bremer Zeit von April 1934 bis April 1936, die er in einem Jugendlager des jüdischen Reichsbundes in Buckow (1) bei Berlin verbrachte.
Am 19.3.1937 meldete er sich aus der letzten Wohnung in der Werderstraße 23 ab. Anschließend wohnte er in Münster, wohin ihm seine Mutter mit ihrem Sohn Robert folgte, nachdem sie ihr Geschäft 1938 in Beckum aufgeben musste.
Aus nicht bekanntem Grund wurde Kurt Hertz zu einer Freiheitsstrafe verurteilt. Vom 2.9.1937 bis 19.10.1939 saß er im Zuchthaus Hameln ein. Anschließend wurde er in das Zuchthaus Celle und weiter in das Zuchthaus-Außenlager Mulmshorn verlegt.
Unmittelbar nach Haftende wurde er am 11.9.1940 in das Konzentrationslager Sachsenhausen unter der Häftlingsnummer 32747 eingewiesen. Eingestuft war er dort als „Jude“ und „Rassenschänder“. Nur zwei Wochen später, am 28.9.1940 starb er dort, angeblich an „crupöser Pneumonie“. Er wurde am 1.10. auf dem Friedhof in Berlin-Altglienicke eingeäschert und bestattet.
Jeanette Hertz und ihr Sohn Robert wurden am 13.12.1941 in das Ghetto Riga deportiert und im Lager Salaspils ermordet. Für Kurt, seine Mutter und seinem Bruder Robert wurden in Beckum Stolpersteine verlegt.
Eine Verlegung in Bremen, in der Werderstraße, ist aus städtebaulichen Gründen nicht möglich.
Michael Berthold (2025)
Informationsquellen:
StA Bremen Einwohnermeldekartei
Auskunft KZ Gedenkstätte Sachsenhausen
Arolsen Archives
Gelderblom, Bernhard/Keller-Holte, Mario: Dokumentation der Opfer der NS-Herrschaft in der Stadt Hameln und im Landkreis Hameln Pyrmont, Hameln 2013, auf: www.geschichte-hameln.de/gedenkbuch/medien/Dokumentation29082013.pdf
www.heimatverein-beckum.de/01-grabstaette-sally-hertz.html
www.rheineahnen.de/listdoc/juedfam/reing.htm
Dunker, Ulrich: Der Reichsbund jüdischer Frontsoldaten 1919 – 1938. Geschichte eines jüdischen Abwehrvereins, Droste Verlag, Düsseldorf, 1977, S. 85
(1) Der Reichsbund jüdischer Frontsoldaten übernahm z. B. im Februar 1925 vom „Bodenkulturverein“ pachtweise das Gut Buckow bei Berlin – Buckow war das erste Siedlungsprojekt des Reichsbundes, das er in eigener Regie durchführen wollte.

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