Biografie im Erinnerungsportal, kein Stolperstein vorhanden
Joachim Appel, *1903
1941 deportiert Ghetto Minsk, Ermordet
Bremen-Mitte
ehemalige Straßenbezeichnung: Wiesenstraße 2
Joachim Appel
Joachim Appel wurde am 11.2.1903 in Bremen geboren. Sein Vater Majer Hersch, genannt Heinrich, geb. 1864, kam aus Lemberg, heute Lwiw (Ukraine). Seine Mutter Anna Sophie Dzialoszynski wurde 1860 in Schildberg (Provinz Posen) geboren. Sie heirateten 1894 in Bremen. 1921 starb die Mutter, 1936 der Vater.
Als Joachim geboren wurde, hatte die Familie eine Galanterie- und Kurzwarenhandlung am Kaiser-Wilhelm-Platz 2. Später zog sie in die Wachtstraße 32 und lebte in den 1930er Jahren in der Rheinstraße 101. Joachim war dort noch von 1928 bis 1931 gemeldet, danach für etwa ein Jahr in der Falkenstraße 59, kurze Zeit später in der Wiesenstraße 13, dann vier Jahre in der Seeberger Straße 26 sowie kurz in der Oelmühlenstraße 25. Von 1936 bis Juni 1939 lebte er in der Taubenstraße 13, zuletzt in der Wiesenstraße 2 bei Kornblum.
Joachim Appel war ledig. Als Berufe werden angegeben: Verkäufer und Arbeiter. Als Lehrberuf: Handlungsgehilfe. Als er 1932/33 arbeitslos war, handelte er selbständig mit Zeitungen und Zeitschriften.
Joachim hatte einen älteren Bruder Leon, geboren am 27.8.1901. Dieser wohnte in der Neustadtscontrescarpe . Auch bei ihm wird als Beruf "Handlungsgehilfe" angegeben. Lt. Meldekarte war er getauft (verheiratet mit Elisabeth, geb. Paes).
Aus Leon Appels Entschädigungsantrag nach dem Krieg:
„Am 4.9.1940 mussten meine Frau und ich auf Veranlassung des für uns zuständigen Wohnungsamtes (Abtlg. Juden) und auf Druck der Gestapo unsere Wohnung in der Neustadtcontrescarpe aufgeben und in ein sog. Judenhaus in der Feldstraße 27 ziehen, danach auf Druck der Gestapo Legion-Condor-Str. 1“
Nach einem Bombenangriff im Dezember 1943 musste das Ehepaar weiter in die Bismarckstraße 18 umziehen. Sie hatten nach 1940 nur noch ein Zimmer zur Verfügung und mussten die Küche mit mehreren Familien teilen. Schließlich nützte der „Mischehe“-Status auch nicht mehr: Leon Appel wurde am 13.2.1945 nach Theresienstadt deportiert. Er überlebte und starb am 9.10.1971.
In der Einwohnermeldekarte seines Bruders Joachim Appel heißt es am 17.11.1941: "Aufgrund seiner jüdischen Abstammung evakuiert". Tatsächlich wurde er in das Ghetto Minsk deportiert und wurde dort ein Opfer der Massenerschießungen, die im Juli 1942 begannen, wenn er nicht schon vorher den unmenschlichen Bedingungen erlag.
Die Verlegung eines Stolpersteines ist nicht möglich, weil die frühere Bebauung und Straßenführung nicht mehr besteht.
Franz Dwertmann (2025)
Informationsquellen:
StA Bremen 4,54-E10550, 4,54-E292, 4,54-Ra 236, Einwohnermeldekartei
Weitere Informationen:
Glossarbeitrag Minsk
Glossarbeitrag Theresienstadt

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