Biografie im Erinnerungsportal, kein Stolperstein vorhanden
Rosalie Philipps, *1897
1941 deportiert Ghetto Minsk, Ermordet
Bremen-Neustadt
ehemalige Straßenbezeichnung: Warnkengang 9
Rosalie Philipps
Rosalie Philipps kam am 1.3.1897 in Duisburg zur Welt. Ihre Eltern waren Albert und Tekla, geb. Leiser, beide Jahrgang 1858. Rosalie hatte einen Bruder Hugo (geb. 1888) und eine Schwester Emilie (geb. 1890). Die drei Kinder kamen mit ihren Eltern nach Syke, wo Rosalies Mutter im Jahre 1924 starb. Rosalies Bruder Hugo bekam in Syke zwei Söhne: 1924 Kurt und 1929 Alfred. Die Familie lebte dort unter so schwierigen Bedingungen, dass die Kinder in Kinderheimen untergebracht werden mussten. Rosalie arbeitete als Hausgehilfin.
1936 zog die Familie nach Bremen. Dort betrieb sie in der Germaniastraße 34 eine Heißmangel, in der Rosalie mitarbeitete. Der Betrieb wurde aber bald wieder abgemeldet. Als der Vater 1938 starb, musste die Familie auch ihre Wohnung in diesem Haus aufgeben. Rosalie kam dann jeweils für einige Monate in der Falkenstraße, der Osterstraße, der Hansastraße und zeitweise bei ihrem Bruder und Neffen in der Lützowerstraße 156 unter, bevor sie Anfang August 1940 in den Warnkengang 9 zog.
Der Warnkengang war eine kleine Gasse im Gänge-Viertel der vorderen Neustadt, die heute nicht mehr existiert, weil dieses städtische Areal durch einen Bombenangriff 1944 zerstört wurde. Es wurde nach dem Krieg aber auch nicht wieder aufgebaut, weil es als Elendsquartier der Stadt bekannt war. Neben der Armut der Bewohner war es gekennzeichnet durch Enge, Überbelegung des Wohnraums, fehlende sanitäre Anlagen, Baufälligkeit, häufigen Mieterwechsel.
Rosalie Philipps wohnte im Haus Warnkengang 9 bei Agnes Hirschberg und deren Tochter Irma. Diese waren die ersten jüdischen Bewohner des Warnkengangs gewesen.
Die zunehmenden Repressionen gegen jüdische Bürger erlebte Rosalie auch in ihrer Familie. So war ihr Bruder Hugo 1938 nach der Reichspogromnacht vom 10. November bis zum 13. Dezember im KZ Sachsenhausen inhaftiert.
Am 18.11.1941 wurden Rosa Philips, ihr Bruder Hugo, ihre Neffen Alfred und Kurt (von Hamburg aus) und die Hirschbergs mit über 400 weiteren Bremer Juden in das Ghetto Minsk deportiert, wo sie den unmenschlichen Bedingungen zum Opfer fielen oder den Massenerschießungen, die 1942 dort begannen.
Ihre Schwester Emilie, die in der Düsternstraße 100 gelebt hatte, war schon im Mai 1938 zurück nach Duisburg gezogen. Am 27.10.1941 wurde sie von Düsseldorf aus in das Ghetto Litzmannstadt (Lodz) deportiert und am 6.5.1942 in das Vernichtungslager Kulmhof (Chelmno), wo sie am 7. Mai ermordet wurde.
Die Verlegung eines Stolpersteines ist nicht möglich, weil die frühere Bebauung und Straßenführung nicht mehr besteht.
Franz Dwertmann (2025)
Informationsquellen:
StA Bremen Einwohnermeldekartei, Akte 4,54-E10242
Dwertmann, Franz: Der Warnkengang in der Neustadt, in: Christoffersen, Peter/Johr, Barbara (Hrsg.): Stolpersteine in Bremen, Neustadt, Bremen 2020
Weitere Informationen:
Glossarbeitrag Minsk

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