Sie befinden sich hier | Kapitelüberschrift  Stolpersteine Biografie
Schriftgroesse verkleinern Schriftgroesse normal Schriftgroesse vergrössern
Diese Seite ausdrucken

Amalie Wolff, *1869

deportiert 1942 nach Theresienstadt
ermordet in Treblinka


Alte Hafenstraße 23
Bremen-Vegesack
ehemalige Straßenbezeichnung: Hafenstraße 23


Alte Hafenstraße 23 - Weitere Stolpersteine:


Amalie Wolff

geb. 9.11.1869 in Vegesack

Amalie Wolff blieb unverheiratet und wohnte mit ihrer ebenfalls unverheirateten Schwester Henriette zunächst in der Hafenstraße 20 (heute Alte Hafenstraße). Hier betrieb der Bruder Siegmund Wolff ein Manufakturwaren- und Bettenfachgeschäft, das bereits der Großvater gegründet hatte. Die Wohnung der Schwestern befand sich über den Geschäftsräumen. Amalie Wolff versorgte den Haushalt, während ihre Schwester Henriette im Geschäft des Bruders half.

Die Familie Wolff engagierte sich in Vegesack sehr stark. Siegmund Wolff war lange Jahre Mitglied in der Vegesacker Stadtverordnetenversammlung und die Schwestern kümmerten sich um soziale Belange. So versorgten sie in der schweren Zeit nach dem Ersten Weltkrieg bedürftige Menschen in Vegesack mit Kleidung und Lebensmitteln, die sie von Verwandten aus Holland erbeten hatten.

In der Pogromnacht vom 9. auf den 10. November 1938 wurde das Geschäft von Siegmund Wolff geplündert und zerstört. Später wurde berichtet, die Federn des Bettenlagers hätten die Hafenstraße bedeckt. Die Geschwister wurden inhaftiert, die Schwestern allerdings nach kurzer Zeit wieder frei gelassen.

Danach musste das Geschäft verkauft werden. Nach Übergabe an den neuen Besitzer wurden die beiden betagten Schwestern in das Wohnhaus des Bruders in der Hafenstraße 23 eingewiesen. Dort herrschte bald drangvolle Enge, da außer ihnen noch etliche jüdische Mitbürger aus Vegesack dort leben mussten.

Im Jahre 1940 starben die Schwester Henriette und der Bruder Siegmund. Die allein zurück gebliebene und betagte Amalie Wolff wurde nun in das Jüdische Altersheim in der Gröpelinger Heerstraße 167 eingewiesen. Eine ihrer Mitbewohnerinnen in der Hafenstraße 23, Mathilde Heinemann, geb. Levi, die Witwe des ehemaligen Synagogenvorstehers aus Aumund, musste mit ihr zusammen in das Altersheim umziehen. Das Altersheim war zu diesem Zeitpunkt bereits überfüllt und die Menschen lebten dort in drangvoller Enge.

Alle Heimbewohner wurden am 23.7.1942 in das Ghetto Theresienstadt deportiert. Amalie Wolff wurde von dort aus am 29.9.1942 in das Vernichtungslager Treblinka deportiert und dort emordet.


Verfasserin:
Wiltrud Ahlers (2012)

Informationsquellen:
Erinnerungsbuch für die als Juden verfolgten Einwohner Bremens,
hrsg. von Günther Rohdenburg und Karl-Ludwig Sommer, Bremen 2006
http://www.holocaust.cz/de/victims/PERSON.ITI.696372

Weitere Informationen:
Glossarbeitrag Novemberpogrom
Glossarbeitrag "Judenhäuser"
Glossarbeitrag Theresienstadt
Glossarbeitrag Treblinka