Sie befinden sich hier | Kapitelüberschrift  Stolpersteine Biografie
Schriftgroesse verkleinern Schriftgroesse normal Schriftgroesse vergrössern
Diese Seite ausdrucken

Rosemarie Anspacher, *1926

deportiert 1941
ermordet in Minsk


Geestemünder Str. 22
Bremen-Walle


Geestemünder Str. 22 - Weitere Stolpersteine:


Rosemarie Anspacher

Rosemarie Anspacher
geb. 8.11.1926 in Bremen

Rosemarie Anspacher war die Tochter von Friederike und Hermann Anspacher. Sie hatte einen Bruder älteren Bruder Bernhard, geb. 13.4.1922 in Bremen. Die Familie wohnte in einer gediegen eingerichteten Wohnung in der Hohenlohestraße 42/44.

Rosemaries Vater Hermann Anspacher betrieb eine Pferde- und Viehhandlung, die sich in der Kornstraße 37 befand. Dort hatte Hermann Anspacher Büroräume und Stallungen mit ca. 20 Boxen für die Pferde. Im Jahr 1937 erhielt er Handelsverbot, was zum Verlust des Geschäftsvermögens und der Außenstände sowie zur Veräußerung der Pferde zu Schleuderpreisen führte. In der Reichspogromnacht 1938 wurde er verhaftet und in das KZ Sachsenhausen eingeliefert. Nach einigen Wochen wurde er mit der Auflage entlassen, über Erlebtes zu schweigen, das Handelsverbot strikt einzuhalten und sobald als möglich auszuwandern. Am 4. April 1939 wanderte Hermann Anspacher nach Groningen/Niederlande aus, wo er nach der Besetzung der Niederlande durch die Deutsche Wehrmacht interniert und in das KZ Westerbork eingeliefert wurde. Der Lift mit Umzugsgut wurde nach Deutschland zurücktransportiert und ging verloren.

Rosemaries Bruder Bernhard gelangte 1938 mit einem mit einem Kindertransport nach England, dort nahm er den Namen Bernard Anson an.

Rosemarie blieb zunächst bei der Mutter in Bremen. Sie Diese hatte von Ostern 1937 bis Herbst 1938 die Schule An der Kleinen Helle besucht, um später einmal Dolmetscherin zu werden, musste die Schule aber in der Quinta verlassen. Mutter und Tochter erlebten die Rückkehr von Ehemann und Vater aus dem KZ und seine Flucht nach Groningen. Nur wenige Wochen später verließ auch Rosemarie Bremen. Laut Einwohnermeldekarte wurde sie am 8. Mai 1939 nach Antwerpen abgemeldet, zog aber am 27. Juni1941 - von Brüssel kommend - wieder nach Bremen, und zwar in die Geestemünder Straße 22, wo inzwischen ihre Mutter wohnte. Der Grund dieser Rückkehr ist nicht bekannt. Vielleicht hatte sie Heimweh oder wollte ihre Mutter nicht allein in Bremen zurück gelassen wissen. Hinzu kam, dass Belgien längst ein von deutscher Wehrmacht besetztes und von SS durchkämmtes Land war.

Friederike und Rosemarie Anspacher wurden am 18.11.1941 in das Ghetto Minsk deportiert und dort ermordet.

Rosemaries Vater Hermann Anspacher überlebte die Verfolgung und Vernichtung der Juden und kehrte in den 1950er Jahren nach Bremen zurück, wo er Elly Rosberg heiratete (geb. 17.10.1902 in Köln). Er starb am 27.2.1976 in Bremen.

Verfasserin:
Dagmar Eder

Informationsquellen:
Staatsarchiv Bremen, Akten: 4,54-E-2670 HA, 4,54-E-11077, 4,54- RA, 4,54-E11078 FA
Schriftwechsel mit Robin Anson, Enkel von Friederike Anspacher und Sohn von Bernhard Anspacher (Anson)
Schriftwechsel mit James Schultz, Neffe von Friederike Anspacher und Sohn von Ingeborg Schultz, geb. Anspacher

Weitere Informationen:
Glossarbeitrag Kindertransporte
Glossarbeitrag Westerbork
Glossarbeitrag Minsk
Glossarbeitrag