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Irmgard Denker, geb. Borchers, *1917

eingewiesen 9.12.1943 in die "Heilanstalt" Meseritz
ermordet 11.1.1944


Augsburgerstr. 68
Bremen-Findorff

Irmgard Denker

Irmgard Denker

Irmgard Elise Denker, geb. Borchers, wurde am 21.4.1917 in Schmalstede/Krs. Bordesholm geboren. 1932 zog sie mit ihren Eltern nach Bremen. Zuerst wohnten sie bei Verwandten in der Holsteiner Straße, im Juni 1932 bezogen sie eine Wohnung in der Augsburger Straße 68.

Am 16.5.1937 verlobte sich Irmgard Denker; drei Jahre später – am 31.8.1940 – heiratete sie. 1942 wurde sie schwanger. Die ersten Monate ihrer Schwangerschaft fühlte sie sich gut und freute sich auf ihr Kind. Dies änderte sich in den letzten zwei Schwangerschaftsmonaten. Sie hatte zunehmend Sorge, es könne ihr jemand das Kind wegnehmen. Daher fuhr sie am 19.4.1943 nach Gut Hange/Krs. Lingen und wurde dort im Notentbindungsheim aufgenommen. Hier wollte sie aber nicht bleiben. Sie versuchte wegzulaufen, um wieder nach Bremen zu kommen. Doch sie benutzte falsche Züge und wurde vom Bahnpersonal im Heim abgeliefert. Dort hat sie zwei Mal versucht, sich durch Ertrinken das Leben zu nehmen. Sie wurde gerettet und in die Bremer Nervenklinik gebracht. Hier wurde kurze Zeit später ihre Tochter Hannelore geboren.

Diese schreibt: „Versuche, dass sie sich auf mich freute und mich auch wahrnahm, wurden nicht gemacht. So wurde ich in die Städtischen Krankenanstalten Bremen-Mitte gebracht. An meiner Mutter wurde in Ellen dann wohl so allerhand ausprobiert (Elektroschocks, jede Menge Beruhigungsmittel...). Meine Mutter wollte (so steht es in der Krankenakte) gerne wieder nach Hause zu ihrer Mutter. Dieses wurde aber mit der Begründung ‚hier ist sie besser aufgehoben‘ abgelehnt.“

Irmgard Denker wurde am 9.12.1943 in die Tötungsanstalt Meseritz/Obrawalde „verlegt“, wo sie am 11.1.1944 – angeblich an Entkräftung – verstarb. Noch einmal ihre Tochter: „Die Leiche meiner Mutter wurde angeblich nach Bremen überführt. Dafür hatte meine Großmutter einen Betrag von 300,15 RM zu bezahlen. Meine Mutter fand dann ihre letzte Ruhe auf dem Osterholzer Friedhof. Bestimmt war die Bestattung nur symbolisch.“

Barbara Johr/Hannelore Preuß (2019)

Informationsquellen:
Bericht von Hannelore Preuß, geb. Denker
Engelbracht, Gerda: Der tödliche Schatten der Psychiatrie. Die Bremer Nervenklinik 1933-1945, Bremen 2002, S.169-172

Abbildungsnachweis: Privatbesitz

Weitere Informationen:
Glossarbeitrag "Euthanasie" / Zwangssterilisation