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Wilhelm Josephs, *1880

deportiert 1941
ermordet in Minsk


Rembrandtstr. 25
Bremen-Schwachhausen


Rembrandtstr. 25 - Weitere Stolpersteine:


Wilhelm Josephs


Wilhelm (Willi) Josephs wurde am 20.6.1880 in Jever geboren als Sohn des Viehhändlers Moses Max Calmer Josephs (1835-1913) und seiner Ehefrau Gertrud Gitele Enoch (1844-1903). Er hatte sechs Geschwister. Bis zu seinem sechzigsten Lebensjahr lebte er in seiner Geburtsstadt.

Im Zuge des Novemberpogroms 1938 wurden alle männlichen Juden aus Jever nach Oldenburg gebracht, wo sie durch die Stadt getrieben wurden. Anschließend wurden sie im Konzentrationslager Sachsenhausen interniert. Wilhelm Josephs war Anfang 1939 wieder in Jever, denn mit Wirkung vom 1.2.1939 heirateten er und Helene Bruns (geboren1892 in Nadorst) in Oldenburg.

Helene Bruns war am 1.10.1939 aus Jever kommend in Oldenburg gemeldet. Sie war evangelischen Glaubens und hatte keine jüdischen Vorfahren. Aufgrund der Gesetzeslage (siehe Glossar Rassengesetzgebung) war im Oktober 1939 keine Eheschließung zwischen Juden und „Ariern“ mehr erlaubt. Unter welchen Umständen die Heirat dennoch stattfand, ist nicht überliefert. Die Ehe wurde erst nachträglich nach dem Gesetz über die Anerkennung rassisch und politisch Verfolgter vom 23.6.1950 legitimiert. Helene Josephs führte ab dem 26.2.1958 den Familiennamen „Josephs-Bruns“.

Am 26.1.1940 fand in Jever auf Betreiben der Gestapo Wilhelmshaven eine Konferenz statt mit dem Ziel, die Auswanderung der Juden aus dem Kreis Friesland voranzutreiben (siehe Glossar Judenvertreibung aus Ostfriesland und Oldenburg). Am 29.1.1940 wurden alle Juden ins Jever Rathaus bestellt; es ist aktenkundig, dass „bis auf Willi Josephs alle erschienen sind“. Ab dem 3.2.1940 war er in Bremen gemeldet, wo er in das „Judenhaus“ Rembrandtstraße 25 eingewiesen worden war. Seit Juni 1939 lebten dort auch sein Bruder Carl Max (geboren 1870, gestorben 11.12.1939) sowie seine Schwägerin Röse Josephs (geboren 1866). Kurze Zeit nach seinem Einzug musste auch seine Schwester Cäcilie (geboren 1877) Bewohnerin des „Judenhauses“ werden.

Wilhelm Josephs wurde – wie alle anderen Bewohner des „Judenhauses“ Rembrandtstraße 25 – am 18.11.1941 in das Ghetto Minsk deportiert. Sie wurden ermordet: Sofern sie nicht den unmenschlichen Lebensbedingungen im Ghetto erlagen, fielen sie einer der Massenmordaktionen zum Opfer, die Ende Juli 1942 begannen. Auch die Lebenswege von Schwester Cäcilie Josephs und Schwägerin Röse Josephs endeten in Minsk. Stolpersteine erinnern an Cäcilie Josephs in der Rembrandtstraße 25 und an Röse Josephs in der Rembertistraße 30.

Nach Kriegsende schrieb Helene Josephs-Bruns in einem Brief an ihren Neffen Hans-Jürgen Josephs (Sohn von Carl Max und Röse Josephs), dass sie achtzehn Jahre im Hause seiner Eltern ein- und ausgegangen sei:

"Ich war bis zur letzten Stunde bei Ihren Angehörigen im Haus zusammen. Gleich nach dem Abtransport ihrer Lieben kamen zwei Möbelwagen vorgefahren und haben sämtliches Inventar, sogar die zurückgelassene Wäsche u.a. […] abtransportiert. Später hörte ich, dass diese Sachen alle versteigert worden sind."

Seit dem 6.5.1959 war Helene Josephs-Bruns in Bremen gemeldet, wo sie am 27.11.1960 starb.

Peter Christoffersen/ Barbara Ebeling (2017)

Informationsquellen:
StA Bremen 4,54-E4300, Einwohnermeldekartei
www.online-ofb.de
Auskünfte der Stadt Oldenburg vom 16./17.2.2017
Peters, Hartmut: Die Vertreibung der Juden aus Jever in der NS-Zeit, Vortrag vom 7.11.2013
ders.: Der Pogrom vom 10./11. November in Jever
www.groeschlerhaus.eu

Weitere Informationen:
Glossarbeitrag Judenvertreibung Ostfriesland / Oldenburg
Glossarbeitrag Minsk