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Samuel Fuchs, *1879

deportiert 1942 nach Theresienstadt
tot in Auschwitz


Vegesacker Str. 41
Bremen-Walle


Vegesacker Str. 41 - Weitere Stolpersteine:


Samuel Fuchs


Familienbiografie
Samuel Fuchs
Rebecka Fuchs, geb. Stolzenberg

Samuel Fuchs, Sohn von Isaac und Chaja Fuchs (geborene Gittel), wurde am 21.2.1879 in Cebrow, Bezirk Tarnopol (heute Ukraine) geboren. Er entstammte einer jüdischen Familie.

Ab 1905 betrieb er in Bremen ein Detailgeschäft (Einzelhandel) in der Roßstraße 14 und wohnte in der Hopfenstraße 13 (Vorstadt Doventor). Hier heiratete er am 24.6.1905 die gleichaltrige Jüdin Rebecka Stolzenberg. Sie wurde ebenfalls im Bezirk Tarnopol geboren (2.1.1879) und hatte wie ihr Mann die polnische Staatsbürgerschaft. Ihre Mutter war Reiel Stolzenberg, ein Hinweis zum Vater fehlt auf der Bremer Einwohnermeldekarte.

Die Ehe von Samuel und Rebecka Fuchs blieb kinderlos. Ende Juli 1914 lebten sie in der Hemmstraße 137. Samuel Fuchs wurde zu Beginn des Ersten Weltkriegs eingezogen. Zeitgleich meldete seine Frau Rebecka im August 1914 einen Hausierhandel für Tabakwaren an. Die Abmeldung des Gewerbes erfolgte 1935, als sie 56 Jahre alt war.

Samuel Fuchs kam in englische Kriegsgefangenschaft. Nach seiner Entlassung aus der Kriegsgefangenschaft kehrte er 1919 nach Bremen zurück und betrieb hier ein Zigarrengeschäft in der Vegesacker Straße 41. Über dem schmalen Schaufenster und der Eingangstür hing ein Schild mit der Aufschrift „Bedarfsartikel“. Eine kleine Wohnung schloss sich dem Geschäftsraum an. Er verkaufte zunächst Tabakwaren von Haus zu Haus und seine Frau Seifenwaren in der Nachbarschaft. Später wurde das Warensortiment um Galanterie- und Schreibmaterialien sowie Weiß- und Wollwaren erweitert. Bei gutem Wetter wartete man auf die Kundschaft vor dem Geschäft und war stets zu einem Gespräch bereit.

Ein ehemaliger Nachbarjunge erinnerte sich, dass Samuel Fuchs weißhaarig und schlank war, Rebecka Fuchs eine kleine dickliche Frau. Sie seien gläubige Juden gewesen. Des Öfteren rief das Ehepaar den Nachbarsjungen am Sabbat herein, damit er ihnen am Herd das Gas anzünde, was nach religiösem Ritus nicht statthaft war.

Das Ehepaar Fuchs galt als äußerst hilfsbereit. Ein Großneffe erzählte noch nach Jahrzehnten, es habe seinerzeit drei Nichten und Neffen aus Osterholz aufgenommen, deren Mutter sich zuvor das Leben genommen hatte. Sie konnten später in die USA emigrieren.

In der Reichspogromnacht 9./10.11.1938 wurde Samuel Fuchs verhaftet. Eine Nachbarin entdeckte den fast 60-jährigen im Dunkeln, er war „kaum angezogen und barfuß“. Der Laden wurde versiegelt, der Schlüssel von der Polizei verwahrt. In der polizeilichen Aktennotiz war vermerkt: „Über die Verwertung des Warenlagers darf erst nach besonderer Anweisung verfügt werden.“ Das Warenlager wurde Ende 1938 für 17 RM verkauft, am 14.1.1939 wurde das Detail- und Galanteriewarengeschäft gewerblich abgemeldet.

Das Ehepaar lebte zeitweilig räumlich getrennt. Am 19.12.1939 zog zunächst Samuel Fuchs, am 10.4.1940 dann auch Rebecka Fuchs in die Dennewitzstraße 24. Ab 1.6.1942 schließlich lebten sie in der Buxtehuder Straße 9 in einem Nebengebäude des Jüdischen Altersheimes. Am 23.7.1942 wurden sie ins Ghetto Theresienstadt und am 6.9.1943 in das Vernichtungslager Auschwitz deportiert und ermordet.

Kornelia Renemann (2019)

Informationsquellen:
StA Bremen Einwohnermeldekartei
International Tracing Service (ITS) Bad Arolsen
Eckler-von Gleich, Cecilie/Kühne, Rosie: Juden in Walle, Bremen 1990

Weitere Informationen:
Glossarbeitrag "Arisierung"
Glossarbeitrag Theresienstadt
Glossarbeitrag Auschwitz