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Albert Neublum, *1937

deportiert 1941
ermordet in Minsk


Admiralstr. 23
Bremen-Findorff


Admiralstr. 23 - Weitere Stolpersteine:


Albert Neublum


Familienbiografie
Bertha Neublum, geb. Renberg
Kurt Neublum
Ruth Neublum
Siegfried Neublum
Albert Neublum

Bertha Neublum kam am 24.1.1906 in Wildeshausen als ältestes Kind von Minna und Siegfried Renberg (siehe Personenregister) in Wildeshausen zur Welt. Auch ihre jüngeren Geschwister wurden hier geboren: 1908 Elly und 1909 Hermann. 1921 übersiedelte die Familie nach Bremen und war seit 1927 in Findorff in der Admiralstraße 23 in der Nachbarschaft des Schlachthofs ansässig. Berthas Vater war erfolgreicher Pferde- und Viehhändler.

Bertha Renberg heiratete 1924 in Bremen den Schlachter Erich Neublum (geb. 1900 in Berge). Auch ihr Mann war Pferdehändler und wurde Teilhaber im Betrieb seines Schwiegervaters. Außerdem betrieb das Ehepaar gemeinsam eine Schlachterei und Fleischerei. Das Ehepaar bekam vier Kinder: Kurt, geb. 1.1.1925, Ruth, geb. 22.2.1928, Siegfried, geb. 16.4.1935, und Albert, geb. 16.2.1937. Mit der Geburt des jüngsten Kindes bezog die Familie eine eigene Wohnung in Bertha Neublums Elternhaus in der Admiralstraße 23.

Im Frühjahr 1938 gerieten Bertha Neublums Vater Siegfried Renberg und ihr Bruder Hermann in eine Verhaftungswelle. Ihr Ehemann Erich Neublum wurde von der Gestapo massiv unter Druck gesetzt, Deutschland zu verlassen. Im Sommer 1938 emigrierten daraufhin Ehemann und Bruder nach Lateinamerika. Aus dem Exil heraus betrieb Erich Neublum mit allen Mitteln den Nachzug seiner Familie, jedoch vergeblich. Im Sommer 1939 schien ein Visum für den ältesten Sohn greifbar nahe – die erforderlichen vollständigen Einreisepapiere sollen schon in Hamburg gewesen sein.

Bertha Neublums Vater Siegfried Renberg wurde in der Reichspogromnacht 9./10.11.1938 erneut verhaftet und in das Konzentrationslager Sachsenhausen deportiert. Nach seiner Entlassung floh er im März 1938 nach Belgien. Ein Jahr später konnten ihm seine Frau Minna und sein Enkel Kurt, der älteste Sohn der Neublums, nach Brüssel folgen.

Am 18.11.1941 wurde Bertha Neublum mit ihren Kindern Ruth, Siegfried und Albert – dreizehn, sechs und vier Jahre alt – in das Ghetto Minsk deportiert. Sofern sie nicht den Entbehrungen im Ghetto erlagen, fielen sie einer der Massenmordaktionen zum Opfer, die Ende Juli 1942 begannen.

Im Mai 1940 marschierte die Wehrmacht in Belgien ein. Nachdem sein Großvater in Brüssel verhaftet und ausgewiesen worden war, floh Kurt mit seiner Großmutter in eine ländliche Gemeinde in der Nähe von Brüssel. Kurt erhielt vermutlich Anfang August 1942 einen „Arbeitseinsatzbefehl“. Er hatte sich in der Kaserne Dossin in Mechelen zur Ableistung von Zwangsarbeit einzufinden. Dieser Aufforderung kam er nach. Er wurde als Nr. 577 auf der ersten Transportliste von Mechelen eingetragen. Als Beruf hatte er „Mechaniker- Lehrjunge“ angegeben. Von dort wurde er am 4.8.1942 in das Vernichtungslager Auschwitz deportiert, wo er am 16.9.1942 ermordet wurde. Sein Großvater wurde nach Frankreich ausgewiesen und im August 1942 von Drancy aus nach Auschwitz deportiert, wo er ermordet wurde. Seine Großmutter überlebte in Belgien im Versteck.
Seinem Vater Erich Neublum war es 1942 endlich gelungen, alle benötigten Ausreisepapiere für Frau und Kinder zu beschaffen. Er musste erfahren, dass es für ihre Rettung zu spät war. 1952 kehrte er aus dem Exil nach Bremen zurück, wo er 1973 starb.

Peter Christoffersen/Christine Nitsche-Gleim/Peter F. Zimmermann (2019)

Informationsquellen:
StA Bremen 4,54-E10323, 4,54,E-10324, 4,54-E-10325, 4,54-103326, 4,54-E10327, Einwohnermeldekartei
Memorial and Museum Auschwitz-Birkenau, Sterbebücher; Kazerne Dossin, Archiv

Weitere Informationen:
Glossarbeitrag Minsk