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Bertha Behr, geb. Weinberg, *1901

deportiert 1942 nach Theresienstadt
ermordet in Auschwitz


Bückeburger Str. 42
Bremen-Östliche Vorstadt


Bückeburger Str. 42 - Weitere Stolpersteine:


Bertha Behr

geb. 29.3.1901 in Detern

Bertha Weinberg war die Tochter von Levy Weinberg (geb. 1867 in Leer) und Amalie Lenneberg (geb. 1873 in Olpe). Aus dieser Ehe gingen sechs Kinder hervor. Die Familie lebte in Oldenburg. Ihre Mutter starb 1934. Nach ihrem Tod verließ Levy Weinberg Oldenburg und zog 1935 nach Bremen in die Bückeburger Straße 42, wo er bis zum 20.5.1941 zweieinhalb Zimmer bewohnte.

Bertha heiratete am 10.1.1941 den geschiedenen Leopold Behr, geb. 1880 in Bremen. Leopold Behr hatte nach dem Einjährigen eine Ausbildung zum Schlachter gemacht, wurde Kaufmann und Viehhändler. Er hatte in der Westerstraße 66 ein Haus, das er am 3.10.1939 verließ, vermutlich weil er es verkaufen musste. In seiner Arbeit war er angesehen und erfolgreich. Er war Mitglied im „Verein der Pferdehändler“, besaß eine „Legitimationskarte für Kaufleute“ und errang 1932 bei einer Mastviehausstellung eine Ehrenurkunde (I. und III. Preis). Seine Vieh- und Pferdehandlung erlosch am 24.8.1938. In der Pogromnacht am 9./10.11.1938 wurde er verhaftet und in das Konzentrationslager Sachsenhausen eingeliefert, aus dem er am 13.12.1938 zurückkehrte. Er verstarb am 10.6.1942 in Bremen.

Am 20.5.1941 zogen Bertha Behr und ihr Vater in das „Judenhaus“ in der Keplerstraße 36 ein, wo ihnen zwei Zimmer und eine Küche zur Verfügung standen.
Ihr Ehemann wohnte noch bis zum 14.6.1941 im Haus seiner Eltern in der Großen Johannisstraße 62 (das Haus wurde 1942 "arisiert"), bis er zu seiner Frau in die Keplerstraße zog. Nach der Heirat wurde in der Einwohnermeldekartei vermerkt: "Eheleute wohnen wohnungshalber getrennt".

Über den Lebensweg des Ehepaares bleiben einige Fragen offen, die sich nicht mehr beantworten lassen werden: welchen Grund gab es, dass der 60jährige Leopold Behr eine über 20 Jahre jüngere Frau im Jahre 1941 heiratete, gab es eine Verbindung über die Berufe des Vaters und des Ehemannes (beide Viehhändler), starb Leopold Behr nur einen Monat vor der Deportation im "Judenhaus" eines natürlichen Todes?

Am 23.7.1942 wurden Levy Weinberg und seine nun verwitwete Tochter Bertha Behr nach Theresienstadt deportiert, wo der Vater am 28.5.1944 den Entbehrungen erlag. Wenige Tage zuvor, am 15.5.1944, war seine Tochter von Theresienstadt nach Auschwitz überstellt worden. Ihr weiteres Schicksal ist nicht bekannt, sie wurde dort ermordet.


Verfasserin:
Dr. Barbara Johr (2011)

Informationsquellen:
Staatsarchiv Bremen, Akten 4,54-E10662, E10991, Einwohnermeldekartei
Holocaust Memorial Museum: Holocaust Survivor & Victim Database

Weitere Informationen:
Glossarbeitrag Theresienstadt
Glossarbeitrag Auschwitz
Glossarbeitrag "Judenhäuser"