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Karl Klappan, *1888

ZEUGE JEHOVAS, VERHAFTET 10.9.1936, 1937 VERURTEILT,
ERMORDET 10.7.1942, SACHSENHAUSEN


Breitenbachhof 6
Bremen-Gröpelingen

Verlegedatum: 20.09.2018

Karl Klappan

Karl Klappan

Karl Klappan wurde am 18.7.1888 in Bremen als ältestes von sechs Kindern geboren. Die Familie lebte in einfachen Verhältnissen und teilweise großer materieller Not. Karl Klappan wurde als Kraftfahrer ausgebildet und arbeitete als Güterbodenarbeiter bei der Deutschen Reichsbahn. 1920 heiratete er die in Bremen geborene Frieda Geerken, mit der er drei Kinder hatte: Agnes (geb. 1921), Rosemarie (geb. 1922) und Gertrud (geb. 1930).

Die schwierigen familiären Verhältnisse in seinem Elternhaus, der frühe Tod des Vaters und vier seiner Geschwister hatten Karl Klappan ebenso geprägt wie die Erlebnisse im Ersten Weltkrieg, den er als Sanitäter in Nordafrika erlebte.

In der Hoffnung auf eine bessere Welt wurde er 1922 Mitglied der Ernsten Bibelforscher (Zeugen Jehovas). Die Ernsten Bibelforscher weigerten sich, sich dem NS-System mit seinem Führerprinzip zu unterwerfen. Karl Klappan verweigerte den „Hitlergruß“ und verteilte religiöse Druckschriften. Die Religionsgemeinschaft war bereits 1933 verboten worden, doch auch mehrere Strafprozesse gegen Mitglieder der Ernsten Bibelforscher vor dem Hanseatischen Sondergericht in Hamburg hielten ihn nicht davon ab, Versammlungen durchzuführen und für seine Überzeugungen zu werben (siehe Glossar Jehovas Zeugen).

Am 10.9.1936 wurde Karl Klappan von der Gestapo in „Schutzhaft“ genommen und ins Gefangenenhaus Ostertorwache überstellt. Im Prozess vor dem Hanseatischen Sondergericht Hamburg wurde er am 14.7.1937 zu zehn Monaten Gefängnis verurteilt. Außerdem verlor er seinen Arbeitsplatz bei der Deutschen Reichsbahn. Ihm wurden Vergehen gegen die Verordnung des Reichspräsidenten zum Schutz von Volk und Staat, konkret die verbotene Tätigkeit als Bibelforscher vorgeworfen. Am 4.9.1937 wurde er unter der Häftlingsnummer 001183 ins Konzentrationslager Sachsenhausen verlegt, wo er im Häftlingsblock 18 in „Schutzhaft“ blieb, obwohl seine zehnmonatige Strafe bereits verbüßt war.

In Sachsenhausen meldete sich Karl Klappan am 17.6.1942 krank und wurde ins Lagerkrankenhaus eingeliefert. Dort starb er am 10.7.1942 angeblich an „Gehirnhautentzündung“ und wurde am 20.7.1942 eingeäschert. Die Alliierte Hohe Kommission hingegen nahm nach dem Krieg an, dass er an „linksseitiger Rippenfellentzündung“ verstorben war.

Beeinflusst durch diese Erlebnisse waren die Ehefrau Frieda und die älteste Tochter Agnes gesundheitlich nicht in der Lage zu arbeiten, so dass die Familie auch nach dem Krieg in schwierigen wirtschaftlichen Verhältnissen leben musste. Frieda Klappan starb 1972 in Bremen.

Michael Berthold (2019)

Informationsquellen:
StA Bremen 4,54-E656, Einwohnermeldekartei
Marßolek, Inge/Ott, René: Bremen im Dritten Reich, Bremen 1986
Auskunft Gedenkstätte und Museum KZ Sachsenhausen

Abbildungsnachweis: Privatbesitz

Weitere Informationen:
Glossarbeitrag Jehovas Zeugen
Glossarbeitrag Haftstätten in Bremen