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Margarete Warner, geb. Leidenfrost, *1899

SEIT 1929 MEHRMALS EINGEWIESEN BREMER NERVENKLINIK, „VERLEGT“ 9.12.1943 HEILANSTALT MESERITZ
ERMORDET 19.2.1944


Möckernstraße 55
Bremen-Neustadt

Verlegedatum: 13.10.2020

Margarete Warner


Margarete Leidenfrost wurde 1899 in Bremen geboren. Sie arbeitete seit ihrem 18. Lebensjahr als Hausmädchen. Sie wechselte sehr oft die Stellen, war immer wieder auch ohne Arbeit und dadurch von der Sozialfürsorge abhängig. Seit 1924 hatte sie wegen gesundheitlicher Probleme öfter mit dem Pflegeamt zu tun oder war wegen kleinerer Delikte („Erregung öffentlichen Ärgernisses“ u.a.) inhaftiert.

Am 28.7.1928 heiratete sie August Warner aus Woltmershausen. Die Ehe war besonderen Belastungen ausgesetzt: zum einen geriet August Warner schnell mit dem Gesetz in Konflikt und saß mehrfach für ein bis zwei Wochen in Haft. Zum anderen waren Margarete als auch ihr Ehemann zwischen 1931 und 1933 wiederholt ohne festen Wohnsitz. Vom 6.2. bis zum 5.4.1932 war sie in der Möckernstraße 55 gemeldet. August Warner wurde im Mai 1934 in Frankfurt/Main verhaftet und kehrte nicht nach Bremen zurück. Er starb 1944 im KZ Außenlager Dora bei Nordhausen.

Margarete Warner wurde zwischen 1929 und 1934 mehrmals in die Bremer Nervenklinik aufgenommen, weil sich der Aufenthalt in anderen Einrichtungen auf Grund ihres Verhaltens schwierig gestaltete. 1931 wurde sie entmündigt. Ab 1934 blieb sie dauerhaft in der Nervenklinik.

Im Mai 1943 machte sie den Versuch, entlassen zu werden, indem sie sich per Postkarte an das Arbeitsamt wandte, mit der Bitte um eine Stelle in der Landwirtschaft („da ich früher schon mal auf dem Lande tätig war und ich perfekt melken kann!“). Dies wurde auch von ihrem Vormund befürwortet, von der Klinik aber nicht unterstützt.
Nach einem Bombenangriff auf die Bremer Nervenklinik wurde Margarete Warner mit 306 weiteren Patienten der Klinik am 9.12.1943 in die Tötungsanstalt Meseritz-Obrawalde "verlegt", wo sie nach nur zehn Wochen am 19.2.1944 im Alter von 43 Jahren Opfer des nationalsozialistischen Euthanasieprogramms wurde und starb.

Michael Berthold (2020)

Informationsquellen:
StA Bremen Einwohnermeldekartei
Archiv Klinikum Bremen-Ost, Krankenakte A 501/16
ITS Digital Archive, Bad Arolsen

Weitere Informationen:
Glossarbeitrag "Euthanasie" / Zwangssterilisation
Glossarbeitrag "Heilanstalten"