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Gustav Scheurenberg, *1897

GEDEMÜTIGT / ENTRECHTET
FLUCHT IN DEN TOD 21. SEPT. 1941


Keplerstraße 36
Bremen-Östliche Vorstadt

Verlegedatum: 11.10.2023


Keplerstraße 36 - Weitere Stolpersteine:


Gustav Scheurenberg

Gustav Scheurenberg

Familienbiografie

Gustav Scheurenberg wurde am 24.8.1897 als Sohn des Viehhändlers Adolf Scheurenberg (geb. 1863) und seiner Ehefrau Elise (geb. 1862) in Uchte (Kreis Nienburg) geboren. Er hatte zwei Schwestern, Sophie (geb. 1893) und Ella (geb. 1895).

Die Familie Scheurenberg betrieb dort seit 1889 eine Viehhandlung, die einen beachtlichen Umsatz erbrachte. Die Familie galt als „gut bürgerlich situiert“ und hatte es zu einem eigenen Haus in der Mühlenstraße 113 gebracht. Der Sohn Gustav war ebenfalls als Viehhändler und vermutlich auch im Familiengeschäft tätig.

Ab 1933 ging der Umsatz derart zurück, dass die Familie von ihrem Vermögen leben musste. Am 19.10.1936 wurde das Gewerbe abgemeldet, die Gemeinde Uchte kaufte den Grundbesitz auf. Adolf – inzwischen Rentner, seine Ehefrau sowie die Kinder Sophie und Gustav waren ab 1938 in Bremen gemeldet. Dort lebte bereits die älteste Tochter Ella, mit dem nichtjüdischen Wilhelm Paradies verheiratet. Gustav wohnte zunächst mit seinen Eltern und seiner Schwester am Gröpelinger Deich 50, dann ab dem 1.6.1941 im „Judenhaus“ Keplerstraße 36. Als sein Beruf ist „Arbeiter“ in der Bremer Einwohnermeldekarte eingetragen.

Am 25.4.1941, heiratete er Edith Löwenstein, geboren am 22.3.1902 in Berlin. Sie war, aus ihrer Heimatstadt kommend, erst seit dem 23.4.1941 in Bremen gemeldet. Ihre Eltern waren Max Löwenstein (geb. 1865) und Bertha Fordowski (Fordonski?), (geb. 1868). Über deren Schicksal ist nichts bekannt, ebenso wenig über Ediths Kindheit und Jugend. Als ihr Beruf ist „Arbeiterin“ in der Bremer Einwohnermeldekarte angegeben. Ihre Ehe mit Gustav Scheurenberg blieb kinderlos.

Am 21.9.1941 beendete Gustav Scheurenberg sein Leben. „Freitod durch Erhängen“ ist als Todesursache angegeben. Er wurde – im Alter von 44 Jahren – auf dem jüdischen Friedhof in Bremen-Hastedt beerdigt; es gibt keinen Grabstein.

Edith Scheurenberg wurde sechs Wochen später am 18.11.1941 in das Ghetto Minsk deportiert. In dem gleichen Transport befand sich auch ihre Schwägerin Sophie Scheurenberg. Sofern beide nicht den unmenschlichen Lebensbedingungen im Ghetto erlagen, fielen sie einer der Massenmordaktionen zum Opfer, die Ende Juli 1942 begannen.

Ihre Schwiegereltern mussten ebenfalls die Deportation erleben, und zwar am 23.7.1942 in das Ghetto Theresienstadt. Adolf Scheurenberg verstarb dort am 14.8.1942, seine Ehefrau Elise am 27.1.1943. Ediths Vater Max Löwenstein wurde von Berlin aus am 28.8.1942 in das Ghetto Theresienstadt deportiert, wo er am 20.12.1942 verstarb.

Einzige Überlebende der Familie Scheurenberg war Ella Paradies. Sie wurde am 13.2.1945 in das Ghetto Theresienstadt deportiert und durch die Rote Armee befreit. Bis 1976 lebte sie mit Ehemann und Sohn in Uchte. Dort sind Stolpersteine für Adolf, Elise und Sophie Scheurenberg verlegt worden. Das Schicksal der Mutter von Edith Löwenstein, verheiratete Scheurenberg ist unbekannt.

Barbara Ebeling (2023)

Informationsquellen:
StA Bremen 4,54-E10863, 4,54-E10864, Einwohnermeldekartei, Familiendatenbank Bremen, Standesamt Mitte/ Sterbefälle, Reg. Nr. 1941/3400
Groß, Gerd-Jürgen: “Sie lebten nebenan” in: Museum Nienburg/Weser (Hrsg.), Nienburg 2013, S. 73
www.stolpersteine-uchte.de

Weitere Informationen:
Glossarbeitrag Minsk
Glossarbeitrag Theresienstadt