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Biografie im Erinnerungsportal, kein Stolperstein vorhanden

Viktoria Osada, geb. Honsiek, *1864

Eingewiesen 1903 Bremer Nervenklinik, "verlegt" 1943 Heilanstalt Meseritz-Obrawalde, ermordet 28.12.1943



Bremen-Hemelingen
ehemalige Straßenbezeichnung: Winkelstraße 16

Viktoria Osada


Viktoria Osada wurde am 22.12.1864 in Beuthen/Schlesien geboren. Weitere Angaben zu ihrer Herkunft sind nicht bekannt. Sie heiratete den Arbeiter Constantin Johann Osada, der ebenfalls aus Beuthin stammte. Um 1900 zog das Ehepaar nach Bremen. Er starb 1913. Ob Viktoria Osada tatsächlich fünf Kinder schon im Kleinkindalter verlor und mehrere Fehlgeburten hatte, bleibt fraglich. Zu Lebzeiten ihres Mannes wohnte das Paar in verschiedenen Elendsquartieren in der Stadt.

Viktoria Osada war Alkoholikerin und wurde 1903 das erste Mal im St. Jürgen-Asyl in Bremen aufgenommen. Anscheinend kam übermäßiger Alkoholkonsum bereits in ihrer Herkunftsfamilie vor. Nach ihrer Entlassung folgten in mehr oder weniger langen zeitlichen Abständen immer wieder Klinikeinweisungen. Stets mit derselben Diagnose Alkoholismus. Die Klinikaufenthalte führten zu einer Verbesserung ihrer Gesundheit. Ab 1913 traten zusätzlich Epilepsien auf, die klinisch behandelt wurden. Zwischen 1903 bis 1909 zog die Trunksucht mehr als 50 Strafverfahren nach sich, meistens wegen groben Unfugs.

Nach dem Tod ihres Mannes wurde der Arzt Dr. Bücking aus der Bahnhofsvorstadt ihr Vormund und kümmerte sich bis 1943 um ihre Belange. Er sorgte auch für die Vermittlung einer landwirtschaftlichen Arbeitsstelle im Syker Raum. Vielfach war sie in Pflegefamilien untergebracht.

Aus dem September 1941 ist ein Brief von Viktoria Osada an „Geehrter Herr Doktor!“ überliefert, der deutlich macht, dass ihr das Verständnis fehlte für die Zusammenhänge zwischen Klinikaufenthalten und den Folgen der Trunksucht. Sie fühlte sich eingesperrt. Mit dem Wunsch nach Entlassung bot sie an: „Ich werde auch jetzt von selbst herkommen, ich bitte nur um die Freiheit das ich zur Kirche und mal zum Besuch gehen darf“. Eine Freundin bemühte sich um ihre Entlassung und erreicht, dass Viktoria Osada im Januar 1942 probehalber zu ihr in die Winkelstraße 16 ziehen durfte. Der Versuch schlug fehl, wie von den Ärzten angenommen und sie kam in das St. Elisabeth-Heim in der Kohlhökerstraße 22. Weil sie als Patientin zunehmend Pflege benötigte und zudem schwierig im Umgang war, wurde sie 1943 erneut in die Bremer Nervenklinik eingewiesen.

Am 9.12.1943 wurde Viktoria Osada in die Tötungsanstalt Meseritz-Obrawalde verlegt. Die meisten der verlegten Patienten starben infolge von Medikamentenüberdosierungen, durch Nahrungsentzug, pflegerische oder medizinische Vernachlässigung.
Viktoria Osada starb am 28.12.1943 im Alter von 79 Jahren.

Die Verlegung eines Stolpersteines ist nicht möglich, weil die frühere Bebauung und Straßenführung nicht mehr besteht.

Kornelia Renemann (2025)

Informationsquellen:
Archiv Klinikum Bremen-Ost, Krankenakte
Staatsarchiv Bremen: Personenstandsregister

Weitere Informationen:
Glossarbeitrag "Euthanasie" / Zwangssterilisation
Glossarbeitrag "Heilanstalten"