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Jenny Wolff, geb. Plaut, *1898

deportiert 1942 Richtung Osten
Schicksal unbekannt


Franz-Liszt-Str. 11a
Bremen-Schwachhausen


Franz-Liszt-Str. 11a - Weitere Stolpersteine:


Jenny Wolff

geb. 20.5.1898

Jenny Wolff wurde in Ottrau/Hessen als Tochter von Jacob und Berta Plaut geboren. Sie war das zweitjüngste von insgesamt sieben Kindern. Die zwanzigjährige Jenny lebte 1928 in Wittmund, heiratete im August den Kaufmann Iwan Moses Wolff (1896-1937) und zog am 1.9.1928 zu ihrem Mann nach Aurich. Die Ehe blieb kinderlos. Iwan Wolff verstarb am 19.4.1937 in Aurich. Nach seinem Tod ging sie „auf Reisen“. Wann sie nach Bremen kam, ist nicht bekannt. In der Franz-Liszt-Straße 11a arbeitete sie als Hausangestellte.

Im Juli 1939 verzog sie zunächst nach Gießen und von dort nach Treis in Rheinland-Pfalz zu ihrer Schwester Rosa Wolff, deren Mann 1940 an den Folgen von Misshandlungen starb, die er im KZ Buchenwald erlitten hatte. Im Februar 1940 zog sie von Treis nach Vörden/Kreis Höxter und heiratete in zweiter Ehe den Witwer Wilhelm Kleeberg. Seine beiden älteren Kinder aus erster Ehe waren 1939 mit Kindertransporten nach England entkommen. Seine einjährige Tochter brachte er mit in die Ehe. Im Juli 1940 zog Familie Kleeberg nach Amelunxen/Kreis Höxter um. Von hier aus wurde sie am 31.3.1942 in das Ghetto Warschau deportiert. Dort verliert sich ihre Spur. Was sich vor dem Haus der Kleebergs in Amelunxen abspielte, als Eltern und Kind abgeholt wurden, beschrieb 1990 ein Zeitzeuge aus Amelunxen: Es war am [...] Sonntag im März des Jahres 1942 [...] Die Kirchgänger sahen, wie SA-Männer die Familie Kleeberg abführten. Mit dabei war Willi Kleeberg und seine Frau [Jenny Wolff]. Sie trugen die kleine Tochter auf dem Arm, die eine Puppe an sich drückte. Einer der SA-Leute wollte dem Kind die Puppe wegreißen. Das Kind weinte und schrie, und die Umstehenden baten den Mann eindringlich, doch dem Kind die Puppe zu lassen. Die Juden wurden dann über das Gut zum Ottberger Bahnhof abgeführt. Am Nachmittag kam der SA-Trupp aus Ottbergen zurück. Darunter auch der Mann, dessen Verhalten den Protest der Kirchgänger hervorgerufen hatte. Er trug die Puppe im Arm.

Von Jenny Kleebergs (geb. Plaut, vw. Wolff ) sechs Geschwistern fielen drei Schwestern ebenfalls dem Holocaust zum Opfer. Die Familie ihrer Schwester Rosa Wolff aus Treis wurde am 14.9.1942 abgeholt und am 27.9.1942 mit einem Transport von Darmstadt ins Ghetto Theresienstadt deportiert.

Verfasserin: Kornelia Renemann (2017)

Informationsquellen:
Stadt Aurich Einwohnermeldekarte NLA AU Dep. 34 C Nr. 1203/2
ITS Archiv Bad Arolsen, Gemeindeliste über jüdische Residenten, hier für die Orte: Gießen, Aurich Nachfahren von Elchanon Haune PLAUT (jinh.lima-city.de, Stand Juni 2016) http://www.siwiarchiv.de (Stand Juni 2016)
Forum Jacob Pins im Adlerhof: Jüdische Bürger in Höxter (auf www.jacob-pins.de, Stand Juni 2016) Longère, Christine: Neue Westfälische, 10.11.1990 Bericht über die Juden in Amelunxen