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Alfred Cohen, *1896

deportiert 1941
ermordet in Minsk


Nordstr./in Höhe der Haltestelle Grenzstr.
Bremen-Walle
ehemalige Straßenbezeichnung: Nordstr. 210


Nordstr./in Höhe der Haltestelle Grenzstr. - Weitere Stolpersteine:


Alfred Cohen


Alfred Heinrich Cohen wurde am 26.10.1896 in Bremen geboren. Er war der Sohn von Harry Cohen (1856-1931) und dessen 1859 geborener Ehefrau Bettche/Bella, geb. Carlsberg, die aus Fränkisch Crumbach stammte. Das Ehepaar hatte acht Kinder.

Alfred Cohen lebte bis zum Tod des Vaters bei seinen Eltern, zuletzt in der Georg-Gröning- Straße. Sein Vater Harry war Kaufmann und betätigte sich als Auswanderungsagent und Schiffsexpedient. Alfred Cohen blieb ledig, wurde ebenfalls Kaufmann und arbeitete als Betriebsleiter bei der Firma Jacob Meyer AG, einem Sortierbetrieb, im Kontorhaus An der Weide. Sein Einkommen habe bei 300 bis 400 RM gelegen. Der Firmeninhaber war der Ehemann von Alfreds Schwester Eleonore (1884-1940). In der Einwohnermeldekarte von Alfred Cohen wurde 1935 die Berufsangabe „Betriebsleiter“ gestrichen und durch „Arbeiter“ ersetzt.

Die Firma „Jacob Meyer Lumpen-Sortieranstalt AG“ in Osterholz-Scharmbeck und Bremen musste 1938 zwangsweise ihren Betrieb einstellen. Jacob Meyer war bis Ende der 1920er Jahre in der jüdischen Gemeindearbeit sehr engagiert. Unter anderem war er Vorsitzender des Kranken-Wohltätigkeits-Vereins und gehörte mit Auguste Michel zu den Initiatoren der Gründung des Jüdischen Altersheimes in der Gröpelinger Heerstraße 167. Er flüchtete am 26.9.1938 nach Amsterdam, seine Ehefrau folgte ihm am 7.2.1939. Dort verstarben beide: Jacob Meyer am 28.2.1940, seine Ehefrau Eleonore am 6.11.1940.

Alfred Cohen wurde am 15.3.1938 entlassen, weil er Jude war. „Auch die anderen Juden mussten zu diesem Zeitpunkt aus der Firma ausscheiden“, heißt es in der Erklärung eines früheren Mitarbeiters. Er blieb danach ohne Arbeit. Ab 1937 wohnte er in der Neustadt, zunächst in der Erlenstraße 55 (bei Jakobson) und dann in der Hermannstraße 101 (bei Ginsberg). Anfang Oktober 1941 musste er in das „Judenhaus“ Nordstraße 210 umziehen (heute Nordstraße/in Höhe der Haltestelle Grenzstraße).

In der Einwohnermeldekarte heißt es, Alfred Cohen sei von dort „Aufg. d. Jüd. Gl. evakuiert“ worden. Am 18.11.1941 wurde er zusammen mit über 440 anderen Juden aus Bremen in das Ghetto Minsk deportiert. Dort wurde er ermordet: Sofern er nicht den unmenschlichen Lebensbedingungen im Ghetto erlag, fiel er einer der Massenmordaktionen zum Opfer, die Ende Juli 1942 begannen.

Alfred Cohens Vater starb Ende 1931. Seine Mutter Bella zog danach in das Jüdische Altersheim um. Dort hat sie noch miterleben müssen, dass ihr Sohn Alfred nach Minsk deportiert wurde. Sie starb kurz danach am 16.2.1942.

Ihre Tochter Alice (verh. Michel), also Alfreds Schwester, wurde 1942 aus Dortmund nach Zamosc deportiert; ihr Schicksal ist unbekannt. Drei Schwestern konnten emigrieren: Lilly Herzberg (geb. 1886) nach New York, Gertrud Löwenhaar (geb. 1887) nach Rio de Janeiro, Margarethe Gotthelf (geb. 1895) nach Haifa/Israel. Zwei Brüder (Friedrich Wilhelm und Paul Ernst) waren bereits im Ersten Weltkrieg gefallen.

Franz Dwertmann (2019)

Informationsquellen:
StA Bremen 4,54-E11121, Einwohnermeldekartei; Stadtarchiv Hannover, Auskunft

Weitere Informationen:
Glossarbeitrag "Judenhäuser"
Glossarbeitrag Minsk