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Arnold Löwenthal, *1899

deportiert 1941
ermordet in Minsk


Rembrandtstr. 25
Bremen-Schwachhausen


Rembrandtstr. 25 - Weitere Stolpersteine:


Arnold Löwenthal


Familienbiografie
Arnold Löwenthal
Ilse Löwenthal, geb. Friedemann

Arnold Löwenthal wurde am 13.3.1899 in Vegesack geboren. Er war der Sohn des Altwaren- und Produktenhändlers Eduard Löwenthal (geb. 1863 in Fähr/Blumenthal) und seiner Ehefrau Gretchen, geb. Schwarz (geb. 1875 in Hamburg). Das Ehepaar hatte noch den weiteren Sohn Hans (Hans-Moritz), der am 6.1.1901 geboren wurde. Bis zum 3.10.1939 wohnte die Familie in der Hafenstraße 64 in Vegesack (heute Alte Hafenstraße). Ihr Geschäft befand sich im unteren Teil, die Familie wohnte im oberen Teil des Hauses.

Arnold Löwenthal war gelernter Polsterer und Dekorateur, übte seinen Beruf allerdings nicht aus, da er das Geschäft seines Vaters ab 1922 übernahm. Er arbeitete als selbständiger Produktenhändler, wurde von mehreren Straßenhändlern beliefert. Nach Aussage seines Bruders Hans wurde Arnold Löwenthal schon ab 1935 in der Ausübung seiner Erwerbstätigkeit eingeschränkt, bis er das Geschäft 1938 aufgeben musste.

Das Geschäftshaus der Familie Löwenthal wurde in der Reichspogromnacht 1938 stark beschädigt, Ware und Wohnungseinrichtung wurden beschlagnahmt. Der beschlagnahmte Hausrat wurde in Brockmanns Hotel in der Hafenstraße 22 öffentlich versteigert.

Vater und Sohn wurden verhaftet und in das KZ Sachsenhausen eingeliefert. Dort trafen sie auf den Bruder Hans-Moritz. Am 12.12.1938 wurde Arnold entlassen. Am 3.10.1939 zog Arnold mit den Eltern in die Hafenstraße Nr. 23. Nach seiner Rückkehr aus dem Konzentrationslager wurde er zur Arbeit als Polsterer bei den Borgward-Werken verpflichtet. Am 27.12.1940 heiratete er Ilse Friedemann.

Ilse Löwenthal wurde am 16.5.1904 in Rotenburg/Wümme geboren. Sie war die Tochter von Louis Friedemann (geb. 1871 in Steyerberg) und seiner Ehefrau Lina, geb. Homberg (geb. 1868 in Obermarsberg), die in Rotenburg lebten. Dort wurde auch Ilses älterer Bruder Ernst geboren. 1912 zog die Familie nach Achim bei Bremen, wo sie 26 Jahre lebte. Von 1935 bis 1937 war die Familie zunehmend Anfeindungen ausgesetzt und verließ die Kleinstadt. Seit dem 4.1.1938 war sie in der Rückertstraße 26 in Bremen gemeldet. Das junge Ehepaar wohnte zunächst weiterhin bei Arnolds Eltern, zog aber am 2.1.1941 nach Bremen zu Ilses Eltern in die Rückertstraße 26. Am 1.11.1941 mussten Arnold Löwenthal, seine Frau Ilse, ihre Eltern und ihr Bruder Ernst in das „Judenhaus“ Rembrandtstraße 25 umziehen.

Arnold und Ilse Löwenthal, Louis, Lina und Ernst Friedemann (siehe Friedemann: Biografien A-Z) sowie alle anderen Bewohner des „Judenhauses“ Rembrandtstraße 25 wurden am 18.11.1941 in das Ghetto Minsk deportiert. Sie wurden ermordet: Sofern sie nicht den unmenschlichen Lebensbedingungen im Ghetto erlagen, fielen sie einer der Massenmordaktionen zum Opfer, die Ende Juli 1942 begannen.

Vater Eduard verstarb am 14.4.1941 in Vegesack und hat das weitere Schicksal seiner Angehörigen nicht mehr miterleben müssen. Er wurde auf dem jüdischen Friedhof in Schwanewede beerdigt. Arnolds Mutter musste am 4.2.1942 aus ihrer Wohnung in Vegesack in das „Judenhaus“ Feldstraße 27 umziehen. Sie wurde am 23.7.1942 in das Ghetto Theresienstadt deportiert und erlag dort 67-jährig am 2.11.1942 den Entbehrungen.

Arnolds Bruder Hans-Moritz, von Beruf Vertreter, war mit Gesine geb. Eckert verheiratet und hatte mit ihr zwei Kinder, Inge und Renate. Später trennte er sich von seiner Frau, die mit ihren Töchtern in die USA emigrieren konnte. Hans-Moritz Löwenthal flüchtete 1939 nach Liberia und kam 1954 wieder nach Bremen zurück. Er starb 1964.

Franz Dwertmann (2017)

Informationsquellen:
StA Bremen 4,54-E11874, Einwohnermeldekartei
Schnatmeyer, Susanne: Dokumentation jüdischer Familien in Bremen-Nord (1984)
Ahlers, Wiltrud et.al.: Stolpersteine in Bremen - Region Nord. Bremen 2013, S. 106 f.
ITS Arolsen: 1.2.5.1/12852268 Deportationsliste, 1.2.11/11199373 Karteikarte Ghetto Theresienstadt, 1.1.42.2./5059393
www.holocaust.cz

Weitere Informationen:
Glossarbeitrag Novemberpogrom
Glossarbeitrag "Judenhäuser"
Glossarbeitrag Minsk